Nicht aufhalten lassen: Ein Leben jenseits der Barrieren gestalten

Der Umgang mit schwierigen Problemen erfordert Energie

Heute möchte ich dir erzählen, wie ich mit der Nachricht umgegangen bin, als ich vom Arzt hörte, dass ich aufgrund der Netzhautdegeneration bald blind sein werde. Ich war damals 16 Jahre alt, und diese Nachricht war für mich ein großer Schock.

Damals fühlte es sich so an, als hätte man mir alles weggenommen. Mein ganzes Leben geriet ins Wanken. Ich versuchte, durch positives Denken alles schönzureden, aber die Probleme mit meiner Sehschwäche waren manchmal sehr schwer, und ich hatte nicht immer genug Energie, um wieder aufzustehen.

Mit der Zeit habe ich gelernt, mit meiner Blindheit besser umzugehen. Diese Erfahrungen haben mich geprägt, und ich konnte dadurch innerlich wachsen. Heute habe ich viel Energie, etwas Besonderes aus meinem Leben zu machen. Ich habe Informatik studiert und arbeite jetzt an meiner Doktorarbeit. Ich besitze so viel Energie, dass ich auch Texte für Menschen schreibe, die, wie ich, trotz einer Einschränkung an sich selbst glauben und etwas Besonderes aus ihrem Leben machen wollen.

Wir benötigen viel Energie, um nach einem Rückschlag neu aufzustehen

Meine Erfahrungen mit meiner Blindheit haben mir gezeigt, dass Probleme kommen, ob wir sie wollen oder nicht. Sie können manchmal so schwer sein, dass wir danach nicht mehr die Energie haben, aufzustehen und weiterzumachen. Mit diesem Problem habe ich mich lange beschäftigt: Wie kann ich in mir diese Energie aufbauen, sodass ich nach einem Rückschlag genug Energie habe, neu aufzustehen und weiterzumachen?

Ich habe herausgefunden, dass mir vier Energiequellen zur Verfügung stehen, um besser nach einem Problem weiterzumachen. Diese vier Energiequellen können viel Energie in uns erzeugen, wenn diese richtig eingesetzt werden. Wie man diese Energiequellen richtig einsetzt, möchte ich in diesem Artikel beschreiben.

In Not, Unvorbereitet, Viel Riskieren

Die folgende Geschichte zeigt sehr schön, warum man nicht immer mit schweren Problemen richtig umgehen kann. Stell dir vor, du bist auf einer kleinen Insel ganz alleine. Weil die Einsamkeit dich erdrückt und du so nicht mehr weiterleben möchtest, entscheidest du dich, zur größeren Insel in der Ferne zu schwimmen, in der Hoffnung, dort Menschen zu finden. Die Distanz zu dieser Insel ist groß, aber du fasst den Mut und fängst an zu schwimmen. Zur Sicherheit nimmst du einen größeren Holzbalken mit, damit du dich daran festhalten kannst und im Notfall, wenn du keine Energie mehr hast, weiterzuschwimmen, dich am Holzbalken ausruhen kannst.

Nach ein paar Minuten merkst du, wie dein Körper anfängt, schwach zu werden. Du ruhst dich, festgeklammert am Holzbalken, aus. Dann schwimmst du weiter.

Nach ein paar Mal ausruhen und weiterschwimmen, steigt in dir eine Angst und Sorge auf, es nicht mehr zur größeren Insel schaffen zu können. Diese Angst erdrückt dich. Nun fangen deine Gedanken an, verrückt zu spielen. Gedanken wie: „Du Idiot, warum bist du nicht auf der kleinen Insel geblieben?“, „Du schaffst das nicht“. Die Angst zu ertrinken wird größer. Du fängst erneut an, kräftiger zu strampeln. Doch das Ziel liegt noch in weiter Ferne. Die Distanz wird nicht kürzer. Dein Körper wird schwächer. Gedanken und Gefühle spielen verrückt, sodass du nicht mit diesem Gefühl umgehen kannst und dich nicht auf die größere Insel konzentrieren kannst.

Dieses Beispiel zeigt sehr schön, wie schwierig es sein kann, mit einer schwierigen Situation richtig umzugehen. Das Problem verbraucht sehr viel Energie, und man ist nicht in der Lage, damit richtig umzugehen. Man ertrinkt dann in den Problemen und Sorgen.

Damit man nicht in diesen Problemen ertrinkt, kann man sich auf eine Sache besser vorbereiten. Sich überlegen: Um auf die nächste Insel zu schwimmen, wie kann ich dafür sorgen, dass ich genug Energie dafür habe? Wie kann ich körperlich mehr Ausdauer erlangen? Wie kann ich meine Gefühle und Gedanken besser trainieren, damit sie mich nicht negativ beeinflussen?

Tanke richtig Energie, um besser voran zu kommen

Im Buch „The Power of Full Engagement“ beschreiben Jim Loehr und Tony Schwartz, wie man in der Arbeit durch das Tanken von Energie erfolgreicher vorankommen kann. Diese Methode wenden auch Sportler an, wodurch sie zu Gewinnern werden.

Für diese Methode stellen sie vier Energiequellen vor: körperliche Energie, emotionale Energie, mentale Energie und spirituelle Energie. Diese vier Energien sind notwendig. Wenn man nicht alle vier Ressourcen nutzt, setzt man die eigenen Fähigkeiten nicht optimal ein, um ein Gewinner zu werden.

Um die körperliche Energie, emotionale Energie, mentale Energie und spirituelle Energie besser zu verstehen und sie dadurch richtig einsetzen zu können, stellen Jim Loehr und Tony Schwartz Merkmale der vier Energien vor. Die körperliche Energie erkennt man an Ausdauer oder Nachhaltigkeit. Wenn man sich vornimmt, jeden Tag 100 Liegestützen zu machen, dann ist die spannende Frage, ob ich die notwendige Ausdauer habe, um jeden Tag diese 100 Liegestützen zu machen. Ich kann mich noch erinnern, wie es bei mir war, als ich beschlossen habe, täglich Liegestützen zu machen. Bereits nach 10 Liegestützen konnte ich nicht mehr weitermachen. Ich gab schnell auf. Meine körperliche Energie reichte nicht aus, um alle 100 Liegestützen auszuführen. Ich muss also dafür sorgen, richtig körperliche Energie zu tanken, damit ich meine 100 Liegestützen besser ausführen kann. Durch die körperliche Energie fühle ich mich vitaler. Ich bin nicht mehr müde oder schlapp. Mit der körperlichen Energie arbeite ich viel besser an meinen Zielen.

Die emotionale Energie erkennt man an der Resilienz, was die Belastbarkeit in schwierigen Situationen beschreibt. Habe ich viel emotionale Energie, werde ich nach einem anstrengenden und stressigen Arbeitstag nicht gleich überreagieren und mich besser verhalten. Da ich immer noch genug emotionale Energie besitze, kann ich mich kontrollieren und eine Person nicht gleich anschreien. Verhalte ich mich dagegen unkontrolliert, schreie herum, beschuldige die Person im Gespräch oder lasse keinen Raum für die Person ebenfalls zu sprechen, dann ist meine emotionale Energie verbraucht. Dann sollte ich mich darum kümmern, wieder emotionale Energie zu tanken. Ein weiteres Merkmal für emotionale Energie ist die Sicherheit. Dann fühle ich mich sicher, habe ich mehr Widerstandsfähigkeit in ärgerlichen Situationen und kann mit diesen Situationen besser umgehen.

Die mentale Energie erkennt man am Fokus. Wie fokussiert ist man darauf, sich selbst zu verwirklichen? Um sich verwirklichen zu können, muss man in der Lage sein, die Gedanken ohne Ablenkung in die Realität umzusetzen. Ich hatte schon vor 10 Jahren begonnen, Texte wie diese zu schreiben. Leider hatte ich damals nicht die mentale Energie, um an diesen Texten für mindestens 10 Minuten konzentriert zu schreiben. Eine kleine Ablenkung reichte aus, mich von diesem Vorhaben abzuwenden. Dadurch blieben wichtige Vorhaben liegen, und so konnte ich mich damals nicht verwirklichen. Heute habe ich genug mentale Energie, um meine Visionen umzusetzen und mich so zu verwirklichen.

Die spirituelle Energie ist die mächtigste Energie, die uns zur Verfügung steht. Die spirituelle Energie erkennt man am Lebenssinn. Leider spüren viele Menschen in den Dingen, die sie täglich machen, keinen Lebenssinn. Es ist mehr ein Zwang, etwas zu tun. Dadurch rauben diese Dinge, die man täglich macht, viel Energie. Darum sollte man nach etwas suchen, was einem einen Lebenssinn verleiht. Dadurch tankt man spirituelle Energie und nutzt die mächtigste Energie.

Doch was haben diese vier Energiequellen damit zu tun, um mit schwierigen Problemen besser umzugehen? Natürlich kann ich einfach in den Ozean des Lebens hineinspringen, viel strampeln und hoffen, dass ich mit Problemen irgendwie umgehen kann. Doch ich habe festgestellt, dass dies nicht immer funktioniert. Besser ist es, sich vorzubereiten. Wenn ein Problem auftaucht, dann hat man genug Energie und kann viel besser mit diesem Problem umgehen und es lösen.

Erst vor kurzem, als ich zur Arbeit ging, bin ich aus dem Bus ausgestiegen und habe mich gegen die Glasplatte der Bushaltestelle gestoßen. Als Blinder stoße ich mich manchmal irgendwo an. Das hat sehr wehgetan. Dann kam ein Ärger in mir hoch: Warum genau ist das mir passiert? Kurz danach tauchten ein Gedanke und die Sorge in mir auf, im Leben nichts schaffen zu können.

Ich konnte diese negativen Gedanken und Gefühle bewusst wahrnehmen und beobachten. Dadurch konnte ich besser mit dieser Situation umgehen.

Durch meine körperliche Energie fühle ich eine Stärke in mir. Durch meine emotionale Energie konnte ich über meine Reaktion in dieser Situation lachen. Meine Gedanken waren dank meiner mentalen Energie auf meine Ziele und nicht auf die Situation fokussiert. Durch meine spirituelle Energie sah ich meine Blindheit nicht als ein Problem, sondern als eine Chance, das Leben auf eine besondere Art wahrzunehmen.

Es war eine Situation, mit der ich nicht gerechnet hatte. Früher wäre ich in meinen negativen Gedanken und Gefühlen ertrunken. Heute bin ich besser auf solche Situationen vorbereitet.

Skip to content