Warum aufgeben, wenn es weitergeht?

Einleitung – Gut angefangen, doch leider schnell aufgegeben

Wir möchten im Leben erfolgreich voranschreiten. Doch seltsamerweise zwingen mich schwierige Umstände oft dazu, eine gut angefangene Aufgabe schnell aufzugeben. Wie oft habe ich die Hoffnung aufgegeben, an meiner Doktorarbeit weiterzuarbeiten? Meine schwierigen Umstände, verursacht durch meine Blindheit, haben mir die Arbeit sehr erschwert. Zusätzlich plagten mich negative Gedanken wie: „Du wirst deine Doktorarbeit nicht stemmen können“. Besonders schwierig war der Gedanke: „Als Blinder wirst du mit der Doktorarbeit nicht erfolgreich sein“. Warum führen schwere Umstände dazu, dass ich mein Ziel so schnell aufgebe? Bin ich vielleicht nicht diszipliniert genug?

Hauptkonflikt – Habe ich immer genug Energie im Tank, um weiterzumachen?

Für mich ist folgendes klar: Disziplin ist mehr als sich nur zu etwas zu zwingen. Ein Auto fährt auch nur so lange, solange Treibstoff sich im Benzintank befindet. Nachdem der Tank leer ist, kann ich auf das Gaspedal drücken, wie ich will. Das Auto wird sich keinen Millimeter fortbewegen.

Das Gleiche gilt auch für mich. Ich kann mich zu einer Aufgabe zwingen, wie ich will, ich werde mich im Leben nicht vorwärtsbewegen können, wenn keine Energie mehr in meinem Tank vorhanden ist. Kommen wir also zur Grundfrage dieses Artikels: Was muss ich tun, damit ich immer genug Energie im Tank habe, um diszipliniert weiterzumachen und nicht so schnell aufzugeben?

Mit nur einem Artikel kann ich diese Frage leider nicht beantworten, denn die Antwort ist sehr umfangreich. Ich möchte jedoch mit diesem Artikel zum Thema „schnelles Aufgeben“ ein besseres Verständnis vermitteln, damit ich mich besser im Leben organisieren kann, um erfolgreicher voranzuschreiten.

Hauptteil: Wie beeinflusst meine Lebensqualität mein erfolgreiches Voranschreiten?

Es ist vier Uhr morgens und ich sitze vor meinem Laptop. Ich habe eine Idee, wie ich ein Problem mit meinem assistiven Navigationssystem lösen kann. Ich arbeite an einem System, mit dem ich blinden Menschen helfen möchte, damit sie sich beim Gehen auf dem Gehweg besser orientieren können.

Damit ich mit meinem Laptop arbeiten kann, müssen sich meine Hörgeräte mit dem Laptop verbinden. Sobald dies geschehen ist, höre ich die Stimme des Screen Readers. Der Screen Reader liest mir alles vor, was sich auf dem Bildschirm befindet.

Ich höre also: „Herunterfahren“, „Benutzer wechseln“ oder „STRG + Alt +ENTF drücken, um sich anzumelden“.

Nachdem ich mein Passwort erfolgreich eingegeben habe, höre ich: „Systemeinstellungen werden übernommen“. Dadurch habe ich die Bestätigung, dass ich mich erfolgreich angemeldet habe.

Danach höre ich eine Zeit lang nicht viel. Nun muss ich abwarten, bis mein System bereit ist. Das Warten kann manchmal sehr energieraubend sein. Ich sitze vor dem Laptop und warte einfach. Ich habe keine Ahnung, was in diesem Moment passiert.

Übrigens, die Stimme des Screen Readers heißt „Manfred“. Gerade jetzt spricht „Manfred“ jeden Buchstaben laut vor, den ich über meine Tastatur für diesen Text eingebe. Dadurch erhalte ich ein Feedback, ob ich ein Wort richtig eingegeben habe.

Doch manchmal ist „Manfred“ auch beleidigt. Er spricht dann für eine längere Zeit nicht mit mir. Warum? Das habe ich bis heute noch nicht verstanden. Das Problem ist, wenn Manfred beleidigt ist, weiß ich nicht, was ich in diesem Moment tun soll.

Ohne ein Feedback von „Manfred“ sitze ich im Dunkeln und kann nicht weitermachen. Ich glaube, dass dies dasselbe ist, als würde man einem Sehenden den Bildschirm ausschalten und dann sagen: „Arbeite weiter“. Wie würde sich das für Dich anfühlen? Für mich ist dies sehr energieraubend.

So sitze ich vor meinem Laptop, habe eine gute Idee für mein System, doch leider ist „Manfred“ beleidigt. Ich tippe auf die Tastatur in der Erwartung, dass „Manfred“ etwas sagt. Doch leider kommt nichts. Ich merke, wie es langsam in mir brodelt. Ich fange an, etwas stärker auf der Tastatur zu tippen. Doch es tut sich nichts. Nach ein paar erfolglosen Versuchen bin ich soweit, das Laptop gegen die Wand zu schleudern und aufzugeben.

Viel schlimmer sind dabei meine Gedanken: „Gib auf, Du wirst das nicht schaffen“ oder „Als Blinder wirst Du nicht erfolgreich sein“.

Doch plötzlich kommen aus meinem Inneren bessere Gedanken: „Du machst etwas ganz Besonderes für die Menschen“, „Deine Kinder schätzen Deine Arbeit sehr“ oder „Löse dieses Problem und Du hast einen wichtigen Schritt vorwärts in Deinem Leben gemacht“.

Ich war kurz davor aufzugeben, doch dann mache ich weiter. Woher kommt diese positive Umstellung oder diese antreibende Energie?

Zentraler Punkt – Kläre, wie deine Arbeit deine Lebensqualität beeinflusst.

Diese positive Umstellung oder diese innere treibende Energie kommt nicht von selbst. Ich habe lange dafür geübt. Es kommt im Leben immer wieder vor, dass eine Situation sehr schwer ist und sehr viel Kraft erfordert, um weiterzumachen. Damit ich diese Kraft besitze oder besser ausgedrückt: die Energie habe, im Leben weiterfahren zu können und nicht stehen zu bleiben, muss ich klären, wie meine Arbeit meine Lebensqualität beeinflusst.

Glücklicherweise haben Wissenschaftler Fragebögen erstellt, womit ich feststellen kann, wie meine Arbeit meine Lebensqualität beeinflusst. Ich habe aus diesen Fragebögen ein paar wichtige Fragen ausgesucht, die für mich wichtig sind. Ich nutze diese Fragen, um zu klären, wie meine Arbeit meine Lebensqualität beeinflusst.

Diese Fragen möchte ich nun mit dir teilen. Die erste Frage lautet: „In der letzten Zeit in Bezug auf meine Arbeit fühle ich mich glücklich.“ Die zweite Frage lautet: „Ich habe die Möglichkeit, meine persönlichen Fähigkeiten in meiner Arbeit einzusetzen“.

Wie sind deine Antworten zu diesen Fragen? „Trifft voll zu“, das ist eine 5, „trifft zu“, das ist dann 4, „trifft manchmal zu“, was eine drei ist, „trifft selten zu“, das ist eine zwei oder vielleicht „trifft überhaupt nicht zu“, das ist eine eins.

Falls du diese Fragen mit fünf oder vier beantwortest, dann existiert mit einer größeren Wahrscheinlichkeit eine Zufriedenheit mit der Arbeit und dadurch eine bessere Lebensqualität. Liegt die Antwort bei zwei oder einem Punkt, dann wird die Arbeit viel wahrscheinlicher Energie rauben, weil eine Unzufriedenheit mit der Arbeit besteht. Dadurch wird dir die notwendige Energie fehlen, bei Rückschlägen weiterzumachen.

Ist die Familie wichtig für dich? Wie fällt die folgende Frage aus? „Ich habe Möglichkeiten und Flexibilität, um meine Arbeit mit meinem Familienleben vereinbaren zu können.“ Wenn ich bei dieser Frage nur ein oder zwei Punkte vergebe, dann wird mir meine Arbeit eher viel Energie rauben, weil ich nicht genug Zeit mit meiner Familie verbringen kann.

„Meine derzeitigen Arbeitszeiten passen genau zu meinen persönlichen Interessen und Verhältnissen.“ Wenn ich dieser Frage nur einen oder zwei Punkte vergebe, dann kann es sein, dass ich gerne mehr Zeit für meine persönlichen Interessen hätte. In diesem Fall wird meine Arbeit mir Energie rauben.

Natürlich wird es im Leben Zeiten geben, wo man diese Fragen nicht mit einer fünf oder vier bewerten kann. Man sollte sich dann bewusst machen, dass diese Zustände viel Kraft und Energie kosten können. Dies kann zu Unzufriedenheit führen. Durch die Unzufriedenheit bin ich mehr gereizt und verärgert. Mir fehlt dann die Energie, mit schwierigen Umständen umzugehen. Dadurch neige ich viel wahrscheinlicher dazu, alles aufzugeben und wegzurennen.

Natürlich kann ich manchmal meine Arbeit nicht gleich ändern, so dass ich diese Fragen mit fünf oder vier Punkten bewerte. Wichtig ist dann zu wissen: Wenn meine Arbeit mir Energie raubt, muss ich dafür sorgen, dass ich immer wieder durch eine andere Tätigkeit Energie tanken kann. Ansonsten werde ich schneller frustriert sein und dadurch meine Ziele schneller aufgeben.

Ich war eine Zeit lang sehr frustriert, weil mir die Arbeit mit dem Screen Reader nicht leicht fiel. Denn ich hatte trotz Screen Reader keinen Zugang zu Bildern, Grafiken oder Formeln. Eine Präsentation zuzuhören war für mich ein Alptraum, weil die meisten Informationen in Bildern oder Grafiken stecken.

Ich fing an, meine Doktorarbeit zu hassen. Dadurch war ich oft schlecht gelaunt. Dies beeinflusste mein Verhältnis zu meiner Familie sehr negativ. Diese Umstände waren sehr energieraubend, wodurch ich meine Doktorarbeit aufgab. Das Seltsame war, dass mir gar nicht auffiel, dass die Ursache für das schnelle Aufgeben meine Unzufriedenheit mit den schwierigen Umständen war.

Erst durch diese Fragen wurde mir bewusst, dass meine Unzufriedenheit mit meiner Doktorarbeit nicht durch die Doktorarbeit selbst, sondern viel mehr durch die schwierigen Umstände verursacht wurde. Die Umstände konnte ich nicht verändern, aber meine Einstellung zu diesen Umständen schon.

Heute bin ich sehr glücklich, dass es „Manfred“ gibt. „Manfred“ hilft mir sehr im Leben vorwärts zu kommen. Ich nehme mir auch oft Zeit und fokussiere mich auf die positiven Werte meiner Doktorarbeit, wie „Menschen helfen“ oder „mich weiterentwickeln“.

Auch das Schreiben von Texten wie diesem habe ich für mich entdeckt, womit ich vielen Menschen helfen kann. Diese Arbeit erfüllt mich sehr und ich tanke dadurch sehr viel Energie. Wenn „Manfred“ wieder streikt, dann muss ich lachen. Ich denke dann gleich „Heute ist Manfred beleidigt“. Das Lachen entspannt mich und ich bin dadurch geduldig. Meine Gedanken und mein Verhältnis zu meinen Zielen sind so organisiert, dass die schwierigen Umstände mir so wenig wie möglich Energie rauben.

Wie ist es bei dir? Wie sind die Fragen bei dir ausgefallen? Hast du festgestellt, dass schwierige Umstände in deiner Arbeit dir viel Energie rauben? Bist du bereit, das zu ändern? Veränderung kann viel bewirken. Veränderung kann dazu führen, dass man im Leben weitermacht, erfolgreich voranschreitet und nicht gleich aufgibt!

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