Positives Denken reicht nicht aus
Immer wieder höre und lese ich: denke positiv und Du wirst alles im Leben schaffen. Eines meiner Lieblings Sprüche ist: Du musst Disziplin haben, damit Du alles im Leben schaffen kannst. Natürlich sind dies motivierende Sätze. Doch bringen sie uns im Leben wirklich weiter?
Als ich die Diagnose bekam, dass ich irgendwann Blind sein werde, haben mich dieses positive Denken leider nicht weitergebracht. Ich könnte mich immer wieder motivieren, doch nach kurzer Zeit hatte ich keine Energie mehr. Ich war frustriert und sah nicht mehr viel Sinn in meinem Leben. Ich stellte fest, das positives Denken mich im Leben nicht weiter brachte. Daher nahm ich an das positives Denken nicht so gut ist. Heute möchte ich in diesem Podcast erneut das positive Denken überdenken, da man es überall hören kann. Meine Absicht ist es nicht positives Denken zu verteufeln. Ich habe festgestellt, das zum positiven Denken mehr dazu gehört als nur Sätze vor zusagen oder vorzustellen, die positiv formuliert sind wie: Ich bin glücklich und zufrieden mit meinem Leben. Ich möchte es deswegen tun, weil darin auch eine Gefahr besteht, was einen zu großen Frustrationen oder Zweifel an sich selbst führen kann.
Ohne Energie kann man nicht positiv Denken
Schauen wir uns das Beispiel von Roy Baumeister an, ein bekannter Forscher in der Sozialpsychologie, als er seine Studenten eingeladen hatte um ein Test durchzuführen. Die Studenten, die an diesem Test teilnahmen, bekamen den Zugang zum Kurs von Roy Baumeister.
Die Studenten ahnten nicht, dass dieser Test ein Experiment von Roy Baumeister war. Das Experiment lief folgendermaßen ab. Sie mussten in einem Raum warten. Hierbei war vor dem Studenten 2 Teller. Auf dem einen Teller waren Radieschen, auf dem anderen Teller warme und lecker riechende Cookies. Ach ja die Studenten mussten zu diesem Experiment hungrig kommen. Das war eine wichtige Bedingung für diesen Test.
Beim Warten durften die Studenten die leckeren Cookies nicht essen
Beim Warten durften die Studenten die leckeren Cookies nicht essen. Sie durften nur die Radieschen essen wenn sie sich hungrig fühlten.
Natürlich gab es auch eine Gruppe die die Cookies essen durften und noch eine weitere Studenten Gruppe, die gar nichts essen durften.
Alle drei Gruppen mussten dann eine schwere Aufgabe lösen. Was die Studenten nicht wussten, diese Aufgabe war sehr komplex und daher nicht lösbar. Roy Baumeister wollte wissen welche Gruppe am längsten an der Aufgabe blieb.
Die Gruppe die die Cookies essen durfte blieb am längsten an der Aufgabe
Die Gruppe die die Cookies essen durfte blieb am längsten an der Aufgabe. Warum aber die anderen Gruppen nicht. War etwas Geheimnisvolles an den Cookies?
Man Weiß das die Gruppe, die die Cookies nicht essen durften der Versuchung die Cookies zu essen widerstehen mussten. Dieses Widerstehen kostet Energie. Daher Verbrauchen diese Gruppe ihr Energie beim Widerstehen und haben so nicht mehr Energie die komplexe Aufgabe zu lösen. Die Gruppe, die gar nichts essen durfte blieb noch kurzer an der komplexen Aufgabe. Das bedeutet die Gruppe, die Radieschen essen durfte, hatte durch das essen von Radieschen mehr Energie, als die Gruppe die gar nichts essen durfte.
Das Schöne an diesem Beispiel ist, das die Energie, die uns täglich zur Verfügung steht, begrenzt ist. Wäre das nicht so, dann müsste die Gruppe die gar nichts essen durfte, genau so gut sein wie die Radieschen oder Cookie Esser. Dann müsste auch die Gruppe die Radieschen essen durfte auch so gut abschneiden, wie die Gruppe, die Cookies essen durften. Also je mehr wir uns überwinden müssen, desto mehr Verbrauchen wir von dieser Energie was uns täglich zur Verfügung steht. Roy Baumeister sagt ist diese Energie was uns zur Verfügung steht, ausgeschöpft, dann kommt es zur einer Erschöpfung und man kann nicht weiter machen. Er nennt dies auch Egodepletion.
Kommen wir zurück zum positiven Denken. Wenn man nun während des Tages viel Energie verbraucht, erlebt man eine Erschöpfung. Man kann sich das folgendermaßen vorstellen. Jemand ärgert uns Zuhause oder in der Arbeit, wir versuchen uns dann die Emotionen zu unterdrücken. Das unterdrücken dieser Emotionen kostet uns dann emotionale Energie. Natürlich erleben wir noch viele Situationen während des Tages die uns ebenfalls viel Energie kosten. Man ist erschöpft. Nun schauen wir uns Videos an wo jemand zu uns redet, Sei stark, wenn Du weiter machst, dann schaffst Du alles. Sei diszipliniert.
Wir versuchen uns zu motivieren. Merken aber dass man an der Grenze ist
Wir versuchen uns zu motivieren. Merken aber dass man an der Grenze ist. Obwohl man sich versucht, mit positiven Sätzen zu bewegen, kommt kein innerer Antrieb. Man spürt wie die innere Flamme ausgelöscht ist.
Jetzt kommt das Problem was ich am Anfang erwähnt habe. Man glaubt das man nicht Diszipliniert ist oder nicht für eine Sache gewachsen ist. Man gibt auf weil man spürt, das es nicht weiter geht. Erlebt man täglich solche Situationen kann man sogar denn Glauben an sich selbst verlieren oder an sich selbst zweifeln.
Das Problem liegt aber nicht daran das man nicht die Fähigkeit für etwas nicht hat, sondern mehr darin in dem nicht Bewusstsein, dass man viel Energie über den Tag verbraucht
Das Problem liegt aber nicht daran das man nicht die Fähigkeit für etwas nicht hat, sondern mehr darin in dem nicht Bewusstsein, dass man viel Energie über den Tag verbraucht. Für mich ist das ein wichtiger Erkenntnis zu wissen, dass meine Energie über den Tag begrenzt ist. Daher schaue ich, das ich diese Energie sinnvoller Einsätze. Wenn ich merke, das ich erschöpft bin, dann weiss ich, meine Zeit für Erholung ist nun notwendig.
Im Jahre 1998 begonnen und bis zum Jahre 2016 wurden 600 Studien durchgeführt, die das Model der Egodepletion bestätigen. Ab dem Jahre 2014 begannen auch Studien die das Model der Egodepletion widersprechen. Bezüglich der Egodepletion gab es in der Sozialpsychologie meinungsunterschiede. In den Studien die das Model der Egodepletion widersprechen, konnte man zeigen, dass die Egodepletion wie ursprünglich angenommen, nicht von einer Ressource abhängig ist. Der Einfluss von Motivation hat ebenfalls auf die Egodepletion einen wichtigen Einfluss. Man hat festgestellt, wenn eine entsprechende Motivation vorhanden ist, dann kommt es trotz der unterdrücken von Entscheidungen oder Emotionen nicht zu einer Erschöpfung. Jetzt hat man auf der einen Seite 600 Studien die das Model der Egodepletion bestätigen aber immer wieder Studien gemacht werden, dass hinter dem Model der Egodepletion noch mehr steckt. Ich bin auf jedenfalls gespannt wie sich dies entwickeln wird. Folgendes kann man aus all diesen Studien entnehmen. Es gibt Umgebungen die dazu führen, dass unsere Energie verbraucht wird und man erlebt eine Erschöpfung. Hat man aber die richtige Motivation, so kann man diese begrenzte Energie verstärken und ist so lange länger diese Energie für die eigenen Ziele sinnvoll einsetzen. Aus diesen Studien kann man auch entnehmen, das Aktivitäten, die nicht motivierend sind, viel schneller zu einer Erschöpfung führen können.
Für mich bedeutet dies also sorgsam mit meiner Energie umgehen und darauf achten, dass meine Aktivitäten motivierend sind
Für mich bedeutet dies also sorgsam mit meiner Energie umgehen und darauf achten, dass meine Aktivitäten motivierend sind.
Der richtige Mind Set
Positives Denken ist im Allgemein nicht schlecht. Doch wenn man unbewusst seine Energie über den Tag einfach so verbraucht, kann positives Denken nicht viel bewirken. Man muss sich also bewusst machen, dass die Energie was täglich uns zur Verfügung steht, begrenzt ist. Wir sollten also sorgsam mit unserer Energie umgehen. Wenn Kollegen Stress oder Ärger verursachen, kann z.B. eine andere Sichtweise auf diese Menschen weiterhelfen. Das kann dazu führen das man nicht die Emotionen unterdrücken muss weil man mit der Situation viel gelassener umgeht. Merkt man auch, dass man nicht mal diszipliniert ist und sich durch positive Sätze nicht motivieren kann, dann liegt es nicht daran, weil man nicht diszipliniert ist sondern daran weil man seine Energie unbewusst total aufgebraucht hat. Man kann diese Energie durch Motivation verstärken. Doch wie motiviert man sich wenn die Kollegen nerven? Wichtig ist, dass die Motivation einen inneren Antrieb auslöst. Dies kann man erlangen, wenn man positive Sichtweisen hat, die dazu führen, das man besser mit Situationen umgeht. Daher möchte ich positives Denken durch Mind Set ersetzen. Da Mind Set für mich realistischer sind und besser wirken. Die Sichtweise die Kollegen zu verstehen und nicht einfach Impulsiv zu handeln kann ein Mind Set sein. Oder die Sichtweise dass die Kollegen auch nur Menschen sind und auch z.B. Stress haben können und deswegen auch nerven. Manchmal ist auch nur die eigene falsche Wahrnehmung, dass die Kollegen nerven. Der Mind Set sollte also motivierend sein und davon ablenken, dass man nicht unnötig Energie verbraucht.
Fazit
Als ich die Diagnose bekam dass ich irgendwann Blind sein werde, hatte ich alles daran gesetzt um nicht Blind zu werden. Das war ein großer Kampf was mich viel Energie kostete. Dadurch hatte ich wenig Energie und war nicht mehr in der Lage positiv zu denken. Heute gehe ich mit meiner Energie viel sorgsamer um. Dadurch fühle ich mich viel besser. Ich habe dadurch festgestellt, dass ich viel positiver bin weil ich innerlich mehr Kraft und Energie spüre. Durch den besseren Umgang mit meiner Energie und meinen Mind Set habe ich mehr Motivation um meine Ziele und Visionen zu verfolgen. Der Unterschied ist nur das mein Mind Set viel realistischer klingen. Dadurch nehme ich diese Mind Sets viel besser an. Diese Kombination ist wie Doping für mich. Ein realistischer Mind Set mit einer gut organisierten Energie Einsatz über den Tag bringt unglaublich viel inneren Antrieb. Mache Dir also bewusst wie wichtig deine Energie für Dich ist.