Wie sicher fliegst Du zu deinen Zielen?

Welcher Pilot eignet sich besser für einen sicheren Flug?

Stell dir vor, du sitzt im Flugzeug und schaust aus dem Fenster. Dabei hörst du, wie der Regen gegen das Fenster prasselt und spürst, wie der Wind den Flieger ab und zu rüttelt. Plötzlich spürst du eine Unsicherheit in dir und fragst dich: „War es wirklich eine gute Idee, heute zu fliegen?“

Dann wirst du zum Cockpit gerufen, wo die Piloten sitzen. Der Copilot stellt dir zwei Piloten vor. Der erste Pilot wirkt ängstlich und unkonzentriert. Er sieht auch etwas müde aus und geht nicht ausführlich auf deine Fragen ein, da er mit der aktuellen Situation überfordert zu sein scheint.

Der zweite Pilot hingegen wirkt sehr sicher und professionell. Er spricht konzentriert mit dir und geht genau auf deine Fragen ein. Er erkennt, dass du besorgt bist und gibt dir die Sicherheit, dass er alles überprüft hat und kein Problem besteht, heute bei diesem besorgniserregenden Wetter zu fliegen.

Nun fragt dich der Copilot, welcher Pilot den Flieger heute fliegen soll: der erste oder der zweite Pilot?

 

Wollen wir im Leben immer sicher fliegen?

In solchen Fällen entscheiden sich Menschen meistens für den Piloten, der ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. In diesem Beispiel mit den Piloten ist das der zweite Pilot, da er ein größeres Gefühl von Sicherheit ausstrahlt. Sicherheit ist ein notwendiges psychologisches Bedürfnis. Es gibt einige Studien, die zeigen, dass wir uns immer für den sicheren Weg entscheiden, wenn ein Lebensrisiko besteht. Sei es der Pilot bei einem riskanten Flug, der Arzt bei einer Herzoperation oder der Babysitter, der auf das Baby aufpasst. Wir wollen immer sicher und unbeschadet ankommen, daher ist Sicherheit für uns sehr wichtig.

Aber wie sieht es aus, wenn wir selbst der Pilot sind und unser Leben der Flug ist? Wie sicher fühlen wir uns jeden Tag und wie sicher fliegen wir durch unser eigenes Leben? Wenn wir selbst der Pilot sind, vernachlässigen wir leider oft die Sicherheit. Wir geben nicht unser Bestes, um jeden Tag wachsam, energiegeladen und gut konzentriert zu sein. Aber warum ist das so und was können wir tun, um erfolgreicher durch unser Leben zu fliegen?

 

Wie wichtig ist für uns die Performance Zone?

Ich möchte Dir zunächst die Energiequadranten von Tony Schwartz vorstellen. Tony ist der Autor des Buches „The Way We’re Working Isn’t Working“ und CEO von The Energy Project. In diesem Buch beschreibt Tony die Energiequadranten, die in der obigen Grafik dargestellt sind. Ich möchte diese Grafik nun genauer erklären.

Die horizontale Linie stellt von links nach rechts die Qualität der emotionalen Energie dar, wobei die emotionale Energie links mehr negativ ist. Immer weiter nach rechts steigt die Qualität der emotionalen Energie.

 Die Mitte der horizontalen Linie wird durch eine vertikale Linie halbiert, die die Intensität oder Quantität der emotionalen Energie darstellt. Das heißt, wie stark man gestresst ist oder wie gut man ausgeglichen ist.

 Durch diese beiden Linien entstehen vier Quadranten. Oben rechts befindet sich die Performance-Zone. Unten rechts befindet sich die Erholungs-Zone. Der Quadrant oben links ist die Überlebens-Zone und der Quadrant unten links ist die Burn-Out-Zone.

 Alle vier Quadranten stellen unterschiedliche Energiezustände der emotionalen Energie dar.

Kennst Du diesen Zustand? Du fühlst Dich wachsam, konzentriert und spürst einen starken Antrieb für deine Ziele. Deine Ergebnisse erreichst Du ohne Hürden oder Widerstände. Dieser Zustand befindet sich in der Performance-Zone. In dieser Zone kann man die emotionale Energie durch Adjektive wie konzentriert, optimistisch, herausgefordert, zuverlässig, leidenschaftlich, sicher oder zielstrebig beschreiben. Diese emotionale Energie führt dazu, dass du deine gesteckten Ziele viel besser bearbeiten kannst.

 In der Überlebens-Zone ist die Intensität der emotionalen Energie zwar auch hoch, aber weil sich dieser Quadrant auf der linken Seite befindet, ist die Qualität mehr negativ. Die emotionale Energie in diesem Quadranten wird durch Adjektive wie ungeduldig, defensiv, reizbar, ängstlich oder wütend beschrieben. 

Dabei wird dieser Zustand durch zwei Verhaltensweisen beeinflusst: Kampf oder Flucht. Das Kampf- oder Fluchtverhalten wird durch die Ausschüttung von Kortisol und Adrenalin beeinflusst. Natürlich haben diese Zustände ihre Berechtigung, wenn man versucht, einem Säbelzahntiger zu entkommen oder im Falle von Hunger in einer Gemeinschaft ein Mammut anzugreifen.

Wenn man erfolgreich arbeiten möchte, geht es weniger darum, Kollegen zu attackieren oder dem Chef zu entkommen, sondern vielmehr darum, konzentriert und zielgerichtet zu arbeiten. In einer Kampf- oder Fluchtsituation ist jedoch konzentriertes Arbeiten aufgrund des negativen Einflusses von Cortisol auf die Konzentration nicht möglich. Daher ist es nicht vorteilhaft, wenn man gestresst oder verärgert ist und gleichzeitig ein qualitativ hochwertiges Arbeitsergebnis erzielen möchte, das eine gute Konzentration erfordert.

In diesem Fall sollte man sich bewusst sein, dass der Aufenthalt in der Performance-Zone (der Zustand hoher Energie und Konzentration) immer besser ist als in der Überlebens-Zone (der Zustand von Stress und Anspannung).

Warum geraten Menschen jedoch oft in die Überlebens-Zone, obwohl dies nicht förderlich für konzentriertes Arbeiten ist? Oft liegt dies daran, dass man sich keine Zeit für Erholungspausen einräumt. Wenn man unter Druck, Stress oder Ärger steht und keine Erholungsphasen in den Arbeitsalltag einplant, führt dies zu emotionaler Erschöpfung. Dieser Gedanke entsteht oft, weil man glaubt, dass langes Arbeiten zu mehr Leistung führt. Aber wir Menschen sollten dafür sorgen, dass wir nach einem Aufenthalt in der Performance-Zone immer wieder Erholungspausen einlegen, um Energie zu tanken. Dadurch erhöhen wir die Möglichkeit, uns öfter in der Performance-Zone aufzuhalten.

In der Erholungs-Zone fühlen wir uns erleichtert, ruhig und erholt.

Wenn man jedoch den Aufenthalt in der Erholungs-Zone vermeidet, tankt man keine emotionale Energie, und die Qualität der emotionalen Energie nimmt ab. Dies beeinträchtigt die Fähigkeiten wie Konzentration, Empathie oder Resilienz und somit auch die Arbeitsqualität. Wenn diese Fähigkeiten für eine bestimmte Position jedoch wichtig sind, sollte man überlegen, ob es nicht besser wäre, einen Rhythmus zwischen Performance-Zone und Erholungs-Zone in die Arbeitsweise einzubauen.

Wenn man sich sehr lange in der Überlebens-Zone aufhält, weil der Druck in der Umgebung sehr lange anhält und man nicht die Möglichkeit hat, sich immer wieder in die Erholungs-Zone zu begeben, besteht die Gefahr, dass man sich in die Burn-Out Zone begibt. Man sollte sich jedoch nicht in der Burn-Out-Zone aufhalten, da die emotionale Energie in dieser Zone durch Adjektive wie hoffnungslos, traurig, deprimiert, erschöpft, energielos, antriebslos oder destruktiv beschrieben wird.

Ich möchte nun mit dir ein Experiment durchführen. Stelle dir vor, du bist der Eigentümer eines Unternehmens. Du sitzt in deinem Büro und musst wichtige Entscheidungen treffen, die große Auswirkungen auf dein Unternehmen haben. Zuvor hattest du zuhause einen großen Streit mit deiner Familie. Während deiner Fahrt zu deinem Unternehmen warst du bereits wegen des Streits verärgert. Als dir dann noch jemand die Vorfahrt nahm, kochst du vor Wut und könntest den Fahrer im anderen Auto anschreien. Mit diesem Ärger sitzt du nun im Büro und musst wichtige Entscheidungen treffen. Wie gut werden deine Entscheidungen ausfallen?

Forscher haben einen ähnlichen Fall mit Piloten untersucht. Ihr Artikel wurde mit dem Titel „The effects of emotion on pilot decision-making: A neuroergonomic approach to aviation safety“ im Jahr 2013 im Transportation Research Part C: Emerging Technologies, Band 33, veröffentlicht.

Dabei wurde untersucht, welche Auswirkungen negative Emotionen auf die Entscheidungsfindung von Piloten haben. Im Experiment ging es darum, zu messen, ob Piloten bei negativen Emotionen versäumen, einen Flugplan neu zu überdenken und stattdessen mit einem weniger günstigen Flugplan weiterzuarbeiten.

Die Forscher führten zusätzlich ein weiteres Experiment durch, bei dem sie mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) ihre Hypothese bestätigten, dass negative Emotionen unsere Entscheidungen negativ beeinflussen.

Stelle dir nun vor, dass sich der Aufenthalt in einem Zustand der Wut oder Verärgerung auf deine Entscheidungen als Unternehmenseigentümer auswirken kann und dazu führen kann, dass du eine weniger günstige Entscheidung triffst, die zu höheren Kosten führt. Ist es daher wirklich sinnvoll, so unsicher durch das eigene Leben zu fliegen?

Ich finde, selbst wenn man kein Unternehmen leitet, kann man das eigene Leben wie ein Unternehmen betrachten. Man sollte dabei die richtigen Entscheidungen treffen, um sicher zu den festgelegten Zielen zu gelangen.

 

Mache Dir bewusst wie wichtig dein sicherer Flug durch dein Leben ist!

Man sollte sich also bewusst machen, dass ein optimaler Flug im Leben immer dann möglich wäre, wenn man sich in der Performance-Zone befindet und dann zur Erholungs-Zone wechselt, um neue Energie zu tanken. Dabei ist das Erreichen eines Rhythmus zwischen der Performance Zone und der Erholungs-Zone eine notwendige Bedingung, um das optimale an Leistung aus sich herauszuholen.

Aber wie erreicht man den Zustand, dass man sich in der Performance Zone befindet und nicht in der Überlebenszone oder sogar in der Burn-Out Zone?

Schau dazu die obige Grafik an und frage dich, in welchem Quadranten du dich gerade befindest. Hoffentlich in der Performance Zone. Wenn nicht, dann mache dir bewusst, dass du heute nicht das Beste für dich, deine Familie, Freunde oder Ziele tust. Alleine wenn man sich dies bewusstmacht, entsteht in einem ein Umdenken und der erste Schritt ist schon getan. Dadurch ist man motiviert, mehr aus sich zu machen, indem man mit den eigenen Emotionen arbeitet.

Man kann nun mit den Emotionen arbeiten, indem man Resilienz aufbaut, also die Widerstandsfähigkeit, wie gut man mit negativen Emotionen umgehen kann. Hierzu kann man an den eigenen Sichtweisen arbeiten und diese neu überdenken.

Ich hatte früher die Sichtweise, dass Streit etwas Negatives ist. Jeder Streit kostete mich sehr viel Energie. Durch das Buch „Die Kraft des flexiblen Denkens“ von Adam Grant habe ich eine völlig neue Sichtweise auf das Streiten bekommen. Für mich ist ein Streit kein egoistisches Verhalten mehr, wo ich versuche meine Meinung durchzusetzen, sondern eher eine Debatte, wo es darum geht, mit der Gegenseite einen Tanz zu erreichen, wobei die Worte, die man sagt, die Schritte für den Tanz sind. Dadurch fallen meine Diskussionen mit meiner Familie, Freunden und Arbeitskollegen viel besser aus und sie kosten mich nicht mehr so viel Energie.

Seit ich meinen Tag in Performance-Zone und Erholungs-Zone aufgeteilt habe, fliege ich viel sicherer durch mein Leben und erreiche meine gesetzten Ziele viel sicherer. Ich erlebe dadurch keine Zustände des Stillstands, wo ich dann tagelang nicht weiß, ob ich überhaupt vorwärtsgekommen bin oder nicht. Darum versuche dir immer bewusst zu machen, wenn du in deinem Leben nicht mehr vorwärtskommst, in welcher Zone befindest du dich gerade? Bist du noch in der Performance-Zone oder befindest du dich in der Überlebens-Zone oder sogar in der Burn-Out-Zone?

Wenn du dich nicht in der Performance-Zone befindest, dann hast du dich für einen unsicheren Flug entschieden, wodurch du nicht das Beste für dich, deine Familie, Freunde oder Kollegen tust!

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