Manchmal geht es auch mit Vollgas nicht weiter

Mitvollen Energietank Vollgas geben

Ich stehe jeden Morgen um 4:45 Uhr auf und beginne meinen Tagesablauf mit Morgensport und Meditation. Mein Frühstück liefert mir die perfekte Energie, um den Tag zu bewältigen. Dann arbeite ich an meinen Aufgaben, die mich meinen Zielen näher bringen. Dies ist nur möglich, weil ich darauf achte, dass mein Energietank genug Energie enthält. Es fühlt sich an, als würde ich mit Vollgas auf meine Ziele zusteuern. Ein wirklich tolles Gefühl.

Wirklich Vollgetankt um Vollgas zu geben?

Eines Morgens, als ich aufwachte, spürte ich nicht mehr das Gefühl, mit Vollgas zu arbeiten. Ich konnte merken, dass nicht genug Energie in meinem Energietank vorhanden war. Ich hatte nicht mehr die Kraft, aufzustehen, und meine Motivation war nicht mehr hoch genug, um Vollgas zu geben.

Zuerst dachte ich, das sei mein innerer Schweinehund. Also zwang ich mich zum Aufstehen. Nachdem ich meine Hände und mein Gesicht gewaschen hatte, zog ich meine Sportbekleidung an und wollte mit meinem Morgensport beginnen. Ich konnte jedoch sehr deutlich spüren, wie schwer mir die Liegestütze fielen. Schon nach dem dritten Liegestütz hatte ich nicht mehr genug Energie, um weiterzumachen. Meine Arme hatten keine Kraft mehr, und ich fiel auf den Boden.

Ich konnte meine Situation nicht verstehen. Ich dachte, ich mache alles richtig. Bewegung, Ernährung, Schlaf oder Erholung. Ich versuchte alles so zu machen, wie ich es gelernt hatte. Doch warum fühlte ich mich so energielos? Es ist ein komischer Zustand. Man tut alles dafür, um über den Tag viel Energie zu haben und mit Vollgas an seinen Zielen arbeiten zu können, aber trotzdem fehlt die notwendige Energie dazu.

In diesem Artikel möchte ich meine Erkenntnisse und mein Wissen darüber teilen, wie ich eine Lösung für dieses Problem gefunden habe. Ich möchte erklären, warum man manchmal Zustände der Energielosigkeit erlebt, obwohl man etwas dafür tut, und wie man besser damit umgehen kann.

Der Druck zum Vollgas geben führt nicht zum Ziel

Um sicherzustellen, dass mein Zustand nicht auf ein Burnout zurückzuführen war, suchte ich zunächst einen Arzt auf. Nach unserem Gespräch hatte der Arzt den Verdacht, dass es sich um ein Burnout handeln könnte. Weitere Untersuchungen zeigten jedoch, dass mein Zustand kein Burnout war. Der Arzt riet mir dennoch dazu, mein Verlangen, immer Vollgas zu geben, etwas zu reduzieren, damit ich mehr Zeit für meine Erholung habe.

Ich hatte immer an meine Erholung gedacht und fragte mich, ob ich vielleicht bei meinen Übungen etwas falsch gemacht hatte. Meine Tage waren so strukturiert, dass ich 2- bis 3-mal täglich Ultradiane Sprints von 90 bis 120 Minuten hatte und nach jedem Sprint eine 15-minütige Pause einlegte. Am Wochenende verbrachte ich meist Zeit mit meiner Familie, was auch als Erholung für mich zählte. Daher war ich der Meinung, dass es nicht an mangelnder Erholung liegen konnte.

Als meine Energielosigkeit jedoch länger anhielt, wollte ich besser verstehen, warum ich mich trotz meiner Erholungsphasen so energielos fühlte, um eine Lösung für das Problem zu finden. Meine Recherchen zum Thema Energielosigkeit waren zunächst nicht erfolgreich. In den Artikeln, die ich gelesen hatte, wurde immer geraten, sich zu erholen. Da ich jedoch bereits auf Erholung achtete, war mein Fokus eher darauf gerichtet, was man bei einer Erholungsphase falsch machen kann. Irgendwie musste ich also nach einer anderen Lösung suchen.

Dann erinnerte ich mich an das Buch „The Way We’re Working Isn’t Working“ von Tony Schwartz, in dem ein ähnlicher Fall beschrieben wurde. Es ging um eine Frau, die sich jeden Morgen zum Sport im Fitnessstudio zwingen musste. Das Training mit den Gewichten gefiel ihr überhaupt nicht. Nach einem Gespräch mit Tony Schwartz stellte die Frau fest, dass sie früher gerne getanzt hatte. Tony Schwartz schlug ihr vor, Tanzen mit Fitness zu kombinieren. Die Frau entschied sich daraufhin, Zumba auszuprobieren. Sie stellte auch fest, dass sie nicht gerne morgens trainierte, weil sie ihre Zeit lieber mit ihren Kindern verbrachte. Das Training im Fitnessstudio verursachte bei ihr Stress.

Die Frau entschied sich also dafür, abends nach der Arbeit zum Zumba-Training zu gehen. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass sie viel Spaß an dem Training hatte und sich danach viel vitaler fühlte, so dass sie am Abend noch Energie hatte, um mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen

Bei dieser Geschichte sind mir 2 Punkte aufgefallen. Einmal der Zwang zum Training und der Spaß im Training. Daher stellte ich mir die Frage, ob ich mich unter Druck setzen muss, um ein Ziel zu erreichen, oder ob ich auch Spaß beim Ausführen meiner Aktivitäten haben kann.

Früher hatte ich das Verlangen, meine Ziele schnell zu erreichen. Daher nahm ich mir nicht die Zeit, meine Aktivitäten genauer zu untersuchen, ob sie mir wirklich Spaß bereiten. Es kam vor, dass ich mich zu vielen Aktivitäten zwingen musste und daran keinen Spaß hatte.

Ich hatte mir für meinen Morgensport einen Trainingsplan aus dem Internet ausgesucht. Ich war zwar in der Lage, diesen Trainingsplan auszuführen, hatte aber nicht wirklich Spaß dabei, weil ich mich immer dazu zwingen musste.

Auch mein Frühstück war zwar sehr gesund, doch mit der Zeit konnte ich schon das Würgegefühl im Hals spüren. Ich bereitete mir immer aus Gemüse und Obst einen Smoothie vor. Dabei benutzte ich noch Haferflocken und eine Mischung aus wertvollen Kräutern, um so mehr Nährstoffe im Smoothie zu haben. Ja, es war zwar gesund und hatte auch sehr gute Vitamine und Mikronährstoffe, doch nach einer Zeit musste ich mir den Smoothie am Morgen regelrecht hineinwürgen.

Wenn ich meinen Smoothie mal nur aus Obst und Haferflocken machte, damit der Smoothie etwas besser schmeckte, hatte ich zwar durch den Smoothie schnell einen Energieschub, doch nach kurzer Zeit bekam ich dann noch mehr Hunger. Obwohl ich von anderen hörte, dass ein Smoothie am Morgen eine reine Energiebombe ist, war das bei mir leider nicht der Fall. Mir erschien es so, dass man sich zwar Gedanken darüber machte, wie gesund etwas ist, aber keiner überlegte, ob es auch von jedem wirklich positiv aufgenommen wird.

Mit der Zeit war ich dann soweit, dass ich mich zu meiner Bewegung, Ernährung und auch Erholungsphasen zwingen musste. Am Anfang war zwar meine Motivation dafür sehr groß, doch durch den täglichen Zwang nahm ich mir immer mehr Energie weg. Dies führte irgendwann dazu, dass ich nicht mehr genug Energie hatte, um richtig Gas zu geben. So konnte ich auch meine täglichen Aufgaben nicht mehr richtig durchführen, die mich zu meinen Zielen führen sollten.

Ich hätte damals annehmen können, dass mein innerer Schweinehund zu stark ist und im Internet nach Seiten suchen können, die eine Lösung vorschlagen, wie man diesen inneren Schweinehund bekämpft. An Lösungen mangelt es dabei nicht.

Zu meinem Bedauern finde ich leider immer nur Seiten, die dazu raten, wie man gegen sich selbst oder gegen den inneren Schweinehund kämpft, also wie man sich mit Disziplin zu etwas zwingt.

Ich habe jedoch bei mir selbst festgestellt, dass der Kampf gegen sich selbst, der nur aus Zwang oder Druck besteht, zum Scheitern verurteilt ist. Denn durch den Zwang baut man sich eine unsichtbare Folterkammer auf, die einem Tag für Tag die Energie entzieht und man fühlt sich irgendwann erschöpft.

Also fassen wir nochmals zusammen. Alles, was ich damals gemacht habe, war vielleicht gut, aber ich musste mich dazu zwingen. Diese Aktivitäten bereiteten mir nicht wirklich Freude. Gegen sich selbst zu kämpfen, ist auch nicht sinnvoll. Doch warum war ich so müde, obwohl ich doch etwas für meine Energielosigkeit getan habe, wie sich bewegen, gut ernähren und sich erholen?

Die Antwort auf diese Frage fand ich in Artikeln, die sich damit beschäftigen, wie Arbeitsdruck in der Umgebung zur emotionalen Erschöpfung führt. Dazu habe ich einige Artikel gelesen. Ich finde den Artikel, der 2017 im Journal Academy of Management mit dem Titel „Emotional Exhaustion in a High Stress Organization“ erschienen ist, sehr interessant. Dabei wurde untersucht, wie die Arbeitsumgebung von Polizisten einen Einfluss auf die emotionale Erschöpfung hat. Da die Polizisten in einem Arbeitsumfeld arbeiten, das sich ständig durch neue Fälle verändert, sind sie einem erhöhten Arbeitsdruck ausgesetzt. Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko, eine emotionale Erschöpfung zu erleben. Die emotionale Erschöpfung führt dann zu einer Verminderung der Arbeitsqualität.

Nun konnte ich meine Situation besser verstehen. Durch meine Aktivitäten, zu denen ich mich zwingen musste, weil sie mir nicht wirklich Freude bereiteten, erzeugte ich innerlich einen Gegendruck. Dieser andauernde Zwang zum Bewegen, zur guten Ernährung, zur Erholung und auch zur Arbeit kostete mich viel Energie, was dann zur emotionalen Erschöpfung führte. Um emotionale Energie zu tanken, ist Folgendes wichtig: Man sollte dafür sorgen, dass man sich sicher fühlt und auch Freude an den Aktivitäten hat. Bereitet die Arbeit keine Freude, dann sollte man auf jeden Fall eine Aktivität suchen, die viel Freude bereitet.

Eine Umgebung ohne Zwang ist besser um Energie zu tanken

Also habe ich damit begonnen, eine Umgebung zu schaffen, in der mir meine Aktivitäten mehr Spaß bereiten und ich mich nicht dazu zwingen muss. Zuerst habe ich mit meiner körperlichen Energie angefangen. Hierzu gehören Schlaf, Ernährung, Bewegung und Erholung.

Beim Schlaf habe ich Rituale eingeführt, wie zum Beispiel beruhigenden Tee zu trinken oder keine elektronischen Geräte eine Stunde vor dem Schlafengehen zu benutzen, um mich besser zu entspannen und so besser einschlafen zu können. Dadurch habe ich viel mehr Spaß am Schlaf.

Den Smoothie habe ich auch abgeschafft. Für mich war das irgendwann wie eine Art Folterkammer. Jetzt benutze ich für mein Frühstück Lebensmittel, die mir viel besser schmecken und mir auch viel Freude bereiten. Dabei darf auch mal ein Omelett mit Käse und Zwiebeln sein. Mir macht es schon Spaß, wenn ich das Brutzeln des Omeletts in der Pfanne höre. Das schmeckt so lecker und tut mir gut. Gleichzeitig versorgt es mich mit viel Energie.

Auch bei meiner Bewegung habe ich meine Übungen umgestellt. Seit meiner Kindheit gefällt mir immer noch Breakdance. Darum habe ich meine Übungen so angepasst, dass ich während meines Morgensports auch Breakdance tanze. Das macht mir sehr viel Spaß und ich mache meine Übungen mit mehr Freude.

Dadurch tue ich nicht nur etwas für meine körperliche Energie, sondern auch viel mehr für meine emotionale Energie.

Es ist also sehr wichtig, dass man eine Umgebung schafft, in der man gerne arbeitet und die Aktivitäten auch gerne ausführt. Ansonsten erlebt man durch den lang andauernden Druck eine emotionale Erschöpfung. Natürlich ist dies nicht immer möglich, wie bei den Polizisten, die ja auch die Fälle, die sie bearbeiten, nicht ändern können.

Ich habe für mich festgestellt, dass ich erst einmal meine Aktivitäten so auswähle, dass sie mir auch von innen heraus zusagen. Ansonsten nimmt man zwar gute Ideen von anderen auf, die einem selbst im Leben aber nicht weiterhelfen.

Beim Aufbau der Umgebung ist auch sehr wichtig, dass man geduldig ist. „Denn auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“.

Skip to content