Emotionen – Wie stark beeinflussen sie die zwischenmenschlichen Beziehungen

Der falsche Umgang mit Emotionen

Vor etwa 10 Jahren hatte ich Schwierigkeiten, mit negativen Emotionen wie Ärger, Trauer, Angst, Misstrauen oder Zweifel umzugehen. Ich war mir damals noch nicht bewusst, welchen Einfluss Emotionen auf uns haben und wie man damit umgeht. Leider beeinflussten diese negativen Emotionen viele Situationen in meinem Leben auf negative Weise.

Wenn ich wütend auf jemanden war, brach ich den Kontakt sofort ab. Wenn Menschen nicht das taten, was ich von ihnen erwartete, hatte ich das Gefühl, dass sie nichts mit mir gemeinsam machen wollten. Wenn ich von jemandem verletzt wurde, gab ich dieser Person die Schuld. Wenn jemand nicht zuhören wollte, wurde ich laut und sehr ärgerlich.

Dieser falsche Umgang mit meinen Emotionen führte dazu, dass ich nicht erfolgreich mit anderen Menschen zusammenarbeiten konnte. Deshalb versuchte ich, so gut wie möglich Kontakte mit anderen Menschen zu vermeiden.

Alleine schaffe ich alles

Der Einfluss meiner negativen Emotionen führte dazu, dass ich versuchte, alles im Leben alleine zu bewältigen. Daher vermied ich Kontakte zu anderen Menschen so gut es ging. Natürlich kann man vieles alleine schaffen, doch der Kampf allein kostet sehr viel Zeit und Energie. Sollte man also auf die eigenen negativen Emotionen hören und die Welt danach definieren? Oder täuschen uns unsere negativen Emotionen, und mit dem richtigen Umgang mit diesen negativen Emotionen können positive zwischenmenschliche Zusammenarbeiten entstehen, die die Menschen besser vorwärtsbringen?

Wie wäre es, wenn man mit den eigenen negativen Emotionen und den Mitmenschen besser umgehen kann und so die Verbindung zu anderen Menschen verstärkt? Vielleicht kann man sogar wichtige Synergien aufbauen und den eigenen Erfolg im Leben vergrößern?

Genau darum geht es in diesem Artikel. Ich möchte dazu anregen, dass man über die eigenen Emotionen nachdenkt und die ersten Schritte einleitet, um besser mit diesen negativen Emotionen umgehen zu können.

Emotionen haben einen großen Einfluss auf unser Erfolg im Leben

Ein Satz, der mir sehr gefällt und den richtigen Umgang mit Emotionen hervorhebt, stammt von Daniel Goleman: „Der Intelligenzquotient, also der IQ, beeinflusst unseren Erfolg im Leben nur zu 20 Prozent. Dagegen beeinflusst die emotionale Intelligenz, also der EQ, unseren Erfolg im Leben zu 80 Prozent.“ Dies kann man in seinem Buch „Emotionale Intelligenz“ lesen.

Dieser Satz sollte auf uns wirken und genauer betrachtet werden. Meiner Meinung nach wird dieser Satz durch die folgende Metapher sehr gut verdeutlicht:

Der Weg eines Menschen wird durch einen großen Stein versperrt. Leider gibt es keinen anderen Weg, diesen Stein zu umgehen. Auch das Besteigen und Überklettern ist alleine nicht möglich. Nun kann dieser Mensch versuchen, den Stein alleine mit Meißel und Hammer zu zerlegen, oder er findet viele andere Menschen, die ihn dabei unterstützen, diesen Stein zu besteigen oder zu zerlegen.

Um viele Menschen zu finden, die ihn bei seinem Vorhaben unterstützen, braucht er emotionale Intelligenz. Je besser er mit Emotionen wie Ärger, Wut, Zweifel oder Misstrauen umgehen kann, desto erfolgreicher wird er Menschen finden, die ihn auf seinem Weg unterstützen, und er wird im Leben besser vorankommen.

Auch in der Studie „Emotionale Intelligenz am Arbeitsplatz“ wird die Wichtigkeit der emotionalen Intelligenz für den Erfolg in der Arbeit hervorgehoben. Wenn wir nun die Wichtigkeit der emotionalen Intelligenz für unseren Erfolg im Leben annehmen, stellt sich die Frage: Wie entwickelt man emotionale Intelligenz oder wie geht man richtig mit den Emotionen von sich selbst und anderen um? Im Buch „Emotionale Intelligenz“ von Daniel Goleman werden 5 Bereiche vorgeschlagen, in denen man emotionale Intelligenz entwickeln kann.

Von diesen 5 Bereichen möchte ich in diesem Artikel auf die ersten 2 genauer eingehen. Die ersten beiden Bereiche – Selbsterkennung und Selbstregulierung – beschäftigen sich mit den eigenen Emotionen. Die Selbstregulierung wird auch als Selbstmanagement zusammengefasst. Ich finde, dass man zuerst mit diesen beiden Bereichen beginnen sollte. Bevor man diese beiden Bereiche nicht richtig umgesetzt hat, macht es wenig Sinn, mit den anderen Bereichen wie dem Fühlen der Emotionen von Mitmenschen, auch Empathie genannt, zu arbeiten. Der erste Bereich ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen richtig wahrzunehmen oder zu erkennen. Man bezeichnet diesen Bereich als Selbsterkennung oder auch Selbstwahrnehmung. Bei der Selbstwahrnehmung geht es nicht darum, Emotionen wie Ärger, Angst, Trauer oder Zweifel zu unterdrücken. Zuerst sollte man diese Emotionen nur zulassen und wahrnehmen.

Um das Wahrnehmen von Emotionen zu üben, wird vorgeschlagen, erlebte Situationen in sich selbst erneut zu erleben und die dabei auftauchenden Emotionen zuzulassen, zu beobachten und wahrzunehmen.

Wichtig ist dabei, die Emotionen oder die Situation nicht zu kritisieren, sondern nur zu erleben. Kritisiert man die Situation wie z.B. „Sie hat mich verletzt“ oder „Sie ärgert mich die ganze Zeit“, so erzeugt man eine Trennung in dieser Situation, indem man einen Schuldigen und einen Unschuldigen oder ein Opfer und einen Täter definiert. Dadurch wird der innere Sturm oder Strudel verstärkt und die Wahrnehmung dieser Emotionen wird erschwert.

Wenn man jedoch in der Lage ist, die Emotionen zu beobachten und nicht mehr impulsiv oder reaktiv zu reagieren, kann man nun mit den Emotionen arbeiten und besser mit der Situation umgehen.

Hierzu eine Geschichte, in der ich meine Emotionen nicht wahrnehmen konnte und somit nicht richtig mit der Situation umgehen konnte: Ich hatte mich mit einem Freund in einem Shisha-Café verabredet und freute mich schon sehr auf diesen Abend, da ich schon lange nichts mehr unternommen hatte. Wir hatten vereinbart, dass er mich um 19:00 Uhr von zu Hause abholt. Als er nach 15 Minuten noch nicht da war, rief ich ihn an. Als er aber nicht ans Telefon ging, war ich auf einmal enttäuscht und spürte Ärger in mir. Ich fragte mich, ob er wohl kommen würde oder ob er nicht mit mir etwas unternehmen wollte. Als ich dann 20 Minuten draußen wartete und mein Freund immer noch nicht da war, wurde mein Ärger immer stärker. Daraufhin versuchte ich erneut, meinen Freund anzurufen, aber als er wieder nicht ans Telefon ging, wurde mein Ärger noch stärker.

Schritt für Schritt wurde mein Ärger dadurch verstärkt und hatte mich daher in der Hand. Der Ärger, der sich wie ein starker Sturm in mir anfühlte, beeinflusste mein Verhalten und meine Entscheidungen negativ.

Nach ungefähr einer Stunde kam mein Freund dann endlich. Von den negativen Energien meiner Emotionen gesteuert, schrie ich ihn gleich an. Die Situation verlief dadurch leider sehr unkontrolliert.

Durch mein Verhalten wurde der Ärger meines Freundes zusätzlich verstärkt, weil er bei seiner Ankunft durch den erlebten Stress bereits verärgert war. Er erzählte mir, dass sein Sohn vom Fahrrad gefallen war und sich einen Zahn gebrochen hatte. Diese Situation verursachte großen Stress bei meinem Freund, und deshalb konnte er mich nicht anrufen oder meine Anrufe entgegennehmen.

Er verstand nicht, warum ich so reagierte. Ich hätte doch erst einmal nachfragen können, was los war. Auch er war von meiner Reaktion sehr enttäuscht und wollte von mir nichts mehr wissen.

All dies geschah nur, weil wir von der starken Energie unserer negativen Emotionen gelenkt wurden und nicht in der Lage waren, sie richtig wahrzunehmen und damit umzugehen.

In der emotionalen Intelligenz geht es jedoch darum, diese Emotionen richtig wahrzunehmen und angemessen damit umzugehen. Der richtige Umgang mit unseren eigenen Emotionen wird durch den zweiten Bereich der emotionalen Intelligenz beschrieben, nämlich Selbstregulierung oder Selbstmanagement.

Diese beiden Bereiche, Selbstwahrnehmung und Selbstregulierung, sind für den Umgang mit unseren eigenen Emotionen von großer Bedeutung, da wir so Situationen, in denen negative Emotionen auftreten, besser beeinflussen können.

Allerdings erfordern diese beiden Bereiche Arbeit an uns selbst. Als ich zum ersten Mal von emotionaler Intelligenz hörte, dachte ich: „Jetzt weiß ich es, ich kann jetzt besser mit meinen negativen Emotionen umgehen.“ Leider war es nicht so einfach. Ich dachte, wenn ich meine Emotionen erkenne, kann ich mich rechtzeitig selbst regulieren. Aber als die Emotionen auftauchten, wurde ich vom Sturm des Ärgers überwältigt. Durch diesen starken Sturm konnte ich meine Emotionen nicht mehr regulieren.

Es reicht nicht aus, nur zu wissen, dass man Emotionen richtig wahrnehmen muss, um sie besser zu managen. Man muss es auch richtig umsetzen können.

Daher erfordert die richtige Wahrnehmung der Emotionen Zeit und Arbeit an uns selbst. Man kann es ähnlich wie ein Training im Fitnessstudio betrachten, bei dem man jedoch nicht die körperlichen Muskeln, sondern die emotionalen Muskeln trainiert.

Die körperlichen Muskeln müssen trainiert werden, damit sie mehr leisten können und in der Lage sind, schwerere Gewichte zu bewältigen.

Genauso ist es mit den emotionalen Muskeln. Diese müssen trainiert werden, damit sie später genug Energie haben, um so starke negative Emotionen bewältigen zu können.

Sich selbst kennen um sich richtig wahrzunehmen

Wie trainiert man nun also die emotionalen Muskeln, um sich selbst wahrzunehmen? Zunächst sollte man sich selbst kennenlernen, um die auftretenden Emotionen besser zu verstehen. Hierbei treten jedoch oft die ersten Schwierigkeiten auf, da es schwierig sein kann, ein Selbstbild von sich selbst zu erstellen. Die eigenen Merkmale wie Glaubenssätze, Vorlieben, Abneigungen, Fähigkeiten und einige weitere Eigenschaften beschreiben die einzigartige Identität oder das Selbstbild eines Menschen.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie mühsam es für mich war, mein Selbstbild zu erstellen. Doch wenn man einmal damit beginnt, stellt man immer wieder fest, dass man sich selbst auf neue Art und Weise entdeckt und dadurch besser versteht. Als ich mit meinem Selbstbild anfing, wusste ich nicht, wie ich es beschreiben sollte. Daher schrieb ich zuerst auf ein Blatt als Titel „Meine Fähigkeiten“ und überlegte sehr lange. Danach begann ich meine Freunde und Bekannte anzurufen und sie zu fragen, ob sie meine Fähigkeiten kannten. Allein dieser Schritt, die Ermittlung der eigenen Fähigkeiten, dauerte bei mir sehr lange.

Auch beim Feststellen der eigenen Vorlieben und Abneigungen kommt man nicht daran vorbei, denn wenn man sich selbst wahrnehmen möchte, sollte man auch sich selbst kennen.

Ein Selbstbild hilft also dabei, die eigenen Emotionen zu verstehen. Wann ärgert man sich? Was sind die Vorlieben und was tut man, wenn man etwas nicht bekommt? Warum möchte man alleine sein und wie fühlt man sich unter Menschen?

Mit einem Selbstbild hat man für die Wahrnehmung der eigenen Emotionen bereits einen großen Schritt gemeistert.

Es ist jedoch auch sehr wichtig zu betonen, dass das, was in diesem Artikel beschrieben wird, eine gesunde Psyche voraussetzt. Sollte man unter psychologischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen leiden, sollte man einen geeigneten Arzt aufsuchen, da dieser Artikel nicht dazu gedacht ist, bestehende psychologische Krankheiten zu lösen. Denn der richtige Umgang mit Emotionen setzt ebenfalls eine gesunde Psyche voraus.

Fazit – Der richtige Umgang mit Mitmenschen

Wir müssen verstehen, dass der Umgang mit unseren Mitmenschen sehr wichtig ist, um erfolgreich in unserem Leben voranzukommen. Den richtigen Umgang erreichen wir, indem wir sowohl mit unseren eigenen Emotionen als auch mit den Emotionen der Mitmenschen richtig umgehen. Dafür sollten wir an uns selbst arbeiten, also an unseren emotionalen Muskeln.

Die Entwicklung der emotionalen Muskeln erfordert jedoch Zeit und Geduld. Wenn man jedoch dranbleibt, merkt man an dem positiven Feedback der Mitmenschen, wie sich die emotionalen Muskeln positiv entwickeln. Mit der Zeit können dann interessante Beziehungen entstehen, die zu erfolgreichen Zusammenarbeiten führen können.

Ein paar Jahre später besuchte ich meinen Freund erneut. Ich spürte dabei Emotionen wie Ärger, aber auch Angst. Doch ich konnte besser damit umgehen. Als er mir die Tür öffnete und mich anschaute, sagte er nur: „Was willst du?“ und schlug sofort die Tür wieder zu. Durch den starken Windstoß, den das Zuschlagen der Tür verursachte, spürte ich das Luftaufkommen in meinem Gesicht. Kurz sprudelte ein Ärger in mir hoch. Doch weil ich mich zu dieser Zeit besser kannte, wusste ich, dass ich ohne Erwartungen gekommen war und der Ärger durch meine Erwartungen verursacht wurde.

Ich drehte mich um und wollte gehen, doch dann öffnete sich die Tür wieder. Diesmal wurde sie von der Frau meines Freundes geöffnet. Sie bat mich hereinzukommen. Ich trat ein und mein Freund und ich konnten uns wieder versöhnen.

 

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