Der Regisseur von deinem Leben

Ich spiele nur eine Nebenrolle in meinem Leben

Als ich etwa 17 Jahre alt war, saß ich noch gerne vor dem Fernseher, weil ich damals noch einigermaßen gut sehen konnte. Zu dieser Zeit machte ich mir noch keine Gedanken darüber, wer genau der Regisseur meines Lebens ist. Ich ließ mich von den äußeren Reizen, die von anderen Menschen oder dem Fernsehen kamen, einfach leiten. Dabei sah ich in der Werbung einen gut aussehenden Mann in einem schönen Anzug. Der Anzug betonte besonders den Körper des Mannes, und die Krawatte war sehr schön gebunden, wodurch der Mann noch kraftvoller wirkte.

Neben dem Mann stand ein wunderschöner roter Sportwagen. Der Wagen glänzte im Licht der hellen Sonne wunderschön, und man konnte das kraftvolle Brummen des Motors gut hören. Dann stieg der Mann in den Wagen ein und fuhr davon, während eine Gruppe schöner Menschen ihm nachwinkte.

Damals fragte ich mich nicht, ob ich das alles wirklich wollte. Der Regisseur dieser Szene konnte durch die verschiedenen Effekte mich so beeinflussen, dass ich genau wie der Mann in der Werbung sein wollte. Mein Leben wurde nicht von mir selbst bestimmt, sondern durch äußere Einflüsse, wodurch ich nur eine Nebenrolle in meinem eigenen Leben spielte.

Ein fremder Regisseur bestimmt über mein Leben

Nachdem ich erblindet war, konnte ich nicht mehr so viel fernsehen. Dadurch hatten die Reize des Fernsehens keinen Einfluss mehr auf mich und es gab keine Ablenkungen mehr, wodurch ich plötzlich viel mehr Zeit für mich selbst hatte. Zunächst war diese neue Situation für mich nicht einfach, da ich mich mit meiner stark eingeschränkten Sehkraft schwertat. Aber als ich begann, mich mit meinem Lebenssinn zu beschäftigen, stellte ich fest, wie wenig ich selbst darüber bestimmen konnte.

Ich war nicht der Regisseur meines Lebens, sondern hatte diese wichtige Aufgabe einem Fremden überlassen, wodurch ich lange Zeit sehr unglücklich war. Ich hatte keine wirkliche Motivation, einen schönen Anzug zu tragen, denn die von außen gesetzten Ziele kosteten mich viel Energie, und ich musste mich zwingen, sie zu erreichen. Heute bin ich sehr dankbar dafür, dass das nicht mehr so ist. Ich habe viel Energie in mir und verfolge meine Ziele mit Begeisterung und Freude, und ich setze sie auch erfolgreich um.

In diesem Artikel möchte ich beschreiben, wie man selbst zum Regisseur seines Lebens wird und was dazu nötig ist.

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Warum bin ich nicht Der Regisseur meines Lebens?

In vielen Artikeln wird betont, dass man, um erfolgreich im Leben zu sein, seine eigenen Ziele definieren sollte. Das klingt zunächst plausibel, aber wenn man aufgefordert wird, sich selbst Ziele zu setzen, merken viele Menschen, dass es gar nicht so einfach ist. Diese Tatsache finde ich sehr interessant. Wann ist man überhaupt in der Lage, eigene Ziele zu definieren?

Viele Sozialpsychologen haben sich mit dieser Frage beschäftigt. Wie es in der Wissenschaft üblich ist, versuchen Forscher, etwas messbar zu machen, um Aussagen darüber treffen zu können. In diesem Zusammenhang wurde untersucht, ob man messen kann, ob ein Mensch einen tieferen Sinn im Leben verspürt. Als Maß wurde hierbei die „Bedeutsamkeit“ von Aufgaben oder Tätigkeiten erwähnt. Es stellte sich heraus, dass man eine Bedeutung verspürt, wenn man auch einen Lebenssinn hat. Daher ist es sehr wichtig, sich Gedanken über den eigenen Lebenssinn zu machen.

Es wird auch betont, dass Menschen mit einem Lebenssinn gesünder leben, bessere Beziehungen führen und erfolgreicher arbeiten. Daher sollte man den Tätigkeiten oder Aktivitäten, die man ausführt, eine Bedeutung geben, um ein glücklicheres und erfüllteres Leben führen zu können.

Aber woran erkennt man, dass das eigene Leben einen Wert hat und eine Bedeutung besitzt? Dies wird durch die persönlichen Werte bestimmt. Das bedeutet: Wer Werte im Leben hat, verspürt auch Sinn im Leben. Wer Sinn im Leben verspürt, ist in der Lage, Ziele zu definieren und verspürt dadurch auch mehr Bedeutung, Wohlbefinden und Glück im Leben.

Als ich noch 17 Jahre alt war, wusste ich nicht einmal, was Werte sind. Dadurch konnte ich auch keine große Bedeutung in meinem Leben spüren. Diese Leere wurde dann durch die äußeren Reize ausgefüllt. Ich jagte Dingen nach, die nicht von mir selbst definiert wurden. Weil es so war, musste ich mich zu vielen Dingen zwingen. Ich wollte zwar auch einen roten Sportwagen fahren. Aber nicht, weil dieser Sportwagen für mich etwas Besonderes war oder weil dieser Sportwagen für mich eine Bedeutung hatte.

Nur die äußeren Reize schafften es für eine kurze Zeit, ein Verlangen auszulösen, auch einen Anzug anzuziehen und einen roten Sportwagen zu fahren. Weil ich aber keinen Zweck darin sah, verfolgte ich dieses Verlangen nicht lange. Es war nur von kurzer Dauer.

Es wurde auch wissenschaftlich gezeigt: Hat man keine Werte im Leben, so versucht man, mehr negative Zustände zu vermeiden, anstatt sich auf das Positive im Leben zu fokussieren. Man möchte z.B. Krankheiten vermeiden, anstatt gesund zu leben. Man möchte einen Streit vermeiden, anstatt eine gute Kommunikation zu führen. Was ich sehr erschreckend finde ist, man möchte Krieg vermeiden, anstatt sich Gedanken über Wege für den Frieden zu machen.

In all diesen Situationen ist das Problem zwar bekannt, man hat aber keine Lösung, weil man sich unbewusst auf das Negative fokussiert, weil ein Lebenssinn fehlt.

Der Regisseur und sein Drehbuch

Warum fokussiert man sich nicht mehr auf Lösungen, sondern auf die negativen Aspekte im Leben? Als Grund dafür wird genannt, dass man sich nicht genügend Zeit nimmt, um seine persönlichen Werte zu ermitteln. Ohne Kenntnis der eigenen Werte erkennt man keinen Sinn oder Zweck im Leben und lässt sich stattdessen von äußeren Einflüssen leiten. Ohne Sinn oder Zweck im Leben versucht man eher, Probleme zu vermeiden, anstatt nach Lösungen zu suchen. Eine Metapher macht dies verständlicher: Wie ein Leuchtturm einem Schiff die Richtung weist, geben Werte im Leben eine Richtung. Wenn man eine Richtung im Leben hat, sucht man nach Möglichkeiten, diese zu verfolgen. Ohne eine Richtung befindet man sich im Dunkeln und handelt nur reaktiv, um Probleme zu vermeiden.

Ich selbst befand mich lange Zeit in dieser Situation, als ich blind wurde. Weil ich damals meine persönlichen Werte nicht kannte, versuchte ich nur, das Problem des Blindwerdens zu vermeiden. Aber mit meinen Werten hatte ich eine Richtung im Leben und konnte dadurch mein Problem lösen. Ein persönlicher Wert für mich ist, Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu helfen. Dadurch habe ich eine Richtung und fokussiere mich nicht mehr auf das Vermeiden der Blindheit, sondern darauf, wie ich Menschen mit meiner Situation helfen kann. Dadurch suche ich nach einer Lösung, die für mich eine Bedeutung durch meine Werte hat.

Wenn man seine eigenen Werte kennt, kommt der nächste wichtige Schritt: das Schreiben des Drehbuchs für das eigene Leben, um wirklich der Regisseur seines eigenen Lebens zu werden. Dazu benötigt man nur ein Blatt Papier und einen Stift oder ein Tabellenprogramm wie Excel, wenn man nicht in der Lage ist, selbst zu schreiben.

Man benötigt eine Tabelle mit vier Spalten. Die erste Spalte links benötigt dabei etwas mehr Platz. Jede Spalte bekommt eine Überschrift. Die linke Spalte bekommt die Überschrift „Investiere Energie in“. Die zweite Spalte von links bekommt die Überschrift „Wie wichtig“, die dritte Spalte von links die Überschrift „Energieeinsatz“ und die vierte Spalte von links die Überschrift „Energiedifferenz“. In die erste Spalte „Investiere Energie in“ trägt man Kategorien wie Familie, Arbeit, Karriere, Kinder, Beziehung, Liebe, Gesundheit, Ernährung, Bewegung, Vitalität, Helfen, Leidenschaft, Kunst oder Erholung ein.

Manche dieser Kategorien können den persönlichen Werten entsprechen. Man sollte auf jeden Fall die Kategorien Arbeit und Familie nutzen. Man kann dann die persönlichen Werte, die man selbst herausgefunden hat, hinzufügen. Um die eigenen Werte zu finden, habe ich hier noch andere Artikel zusammengefasst. Lies sie auf jeden Fall durch, falls du es noch nicht getan hast.

Gut, wenn du alle wichtigen Werte in deinem Leben in die erste linke Spalte eingetragen hast, geht man zur zweiten linken Spalte „Wie wichtig“ über. Von einem Pegel von 0 bis 10 betrachtet, wobei 10 = „sehr wichtig“ entspricht und 0 = „überhaupt nicht wichtig“ entspricht, wie wichtig sind die Werte in der Spalte eins für dich in deinem Leben? Trage diese Werte in die zweite Spalte ein.

Schön, jetzt kommt die dritte Spalte „Energieeinsatz“ dran. Nun von einem Pegel von 0 bis 10, wobei 0 = „gar nicht“ und 10 = „sehr viel“ bedeutet. Wie viel Energie investierst du in diese Kategorien tatsächlich? Trage diese Werte in die dritte Spalte von links ein.

Jetzt kommen wir zur vierten Spalte. Berechne hier die Differenz aus der zweiten und der dritten Spalte. In meinem Fall stand für Helfen im „Wie wichtig“ eine 9 und im „Energieeinsatz“ eine 4. Daraus ergab sich die Differenz, 9 – 4 = 5. Dies bedeutete für mich, dass ich zwar viel helfen möchte, aber wenig Energie darin investierte. Es war eine große Lücke zwischen dem, was für mich wichtig ist, und wie viel Energie ich darin investierte. Es ist gut, die persönlichen Werte zu kennen. Man sollte sich aber auch klar machen, wie viel Energie man in diese Werte investieren möchte, damit man auch wirklich der Regisseur des eigenen Lebens wird. Denn dadurch bestimmt man selbst, was einem wichtig ist, und was man dafür tun möchte. Dadurch wird die Richtung im Leben noch mehr verstärkt.

Ich stellte durch diese Tabelle fest, dass ich in viele Werte, die für mich wichtig sind, zu wenig Energie investierte. Dadurch konnte ich erkennen, dass ich für diese Kategorien mehr Energie brauchte und überlegen musste, wie ich diese Energie richtig tanken konnte.

Fassen wir noch einmal zusammen, wie man mit der Tabelle arbeitet: Mit den Kategorien hat man persönliche Werte, die einem wichtig sind. In der „Energiedifferenz“-Spalte sieht man die Lücke, wie viel Energie man für diesen Wert hat. Ist der Wert negativ, dann investiert man viel Energie für einen Wert im Leben, der nicht so wichtig ist, und kann daher davon diese Energie wegnehmen und in einen anderen Wert investieren. Ist der Wert positiv, dann investiert man wenig Energie für einen Wert, der einem sehr wichtig ist. 

Die Lücke darf bei einem positiven Wert nicht so groß sein. Eine Differenz bis 2 ist noch akzeptabel. Hat man eine Differenz von drei, sollte man sich nochmals Gedanken machen, wie man für diesen Wert mehr Energie aufbringen kann. Ab einer Differenz von fünf habe ich festgestellt, dass es kritisch wird. Denn dann ist einem etwas sehr wichtig und man investiert zu wenig Energie in diesen Wert. Mir hat das nicht gut getan, weil ich immer an diesen Wert denken musste. 

Ähnlich ist es bei negativen Werten. Da ist es nur umgekehrt. Man investiert mehr Energie in einen Wert, der einem nicht so wichtig ist, und den Energieeinsatz kann man daher vielleicht reduzieren.

Diese Tabelle hat mir sehr geholfen. Sie gibt mir einen Überblick darüber, was in meinem Leben für mich wichtig ist und wie viel Energie ich in die jeweilige Kategorie investieren kann. Ich sehe, wo ich mehr Energie brauche und wo weniger. Dadurch bestimme ich selbst, was ich in meinem Leben tun kann, und werde so zum Regisseur meines Lebens.

Es ist früh am Morgen, und ich mache meine Übung für das Ziel „Fokussierung“. Dabei sehe ich vor meinem inneren Auge, wie ich eine schöne dunkelblaue Jeans trage. Dazu habe ich ein weißes Hemd und ein schönes schwarzes Jackett an. Als Schuhe trage ich meine blauen Sportschuhe mit den drei Streifen. Genau so, wie es mir gefällt. Alles passt perfekt und betont meinen Körper sehr schön.

Dabei bin ich mit Menschen zusammen und wir sind sehr glücklich. Wir geben uns gegenseitig die Hände, und ich freue mich, dass sie mehr aus ihrem Leben machen. Es ist wirklich ein unglaublich tolles Gefühl, der Regisseur meines eigenen Lebens zu sein.

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