Welche innere Energie lenkt Dich im Leben?

Negative Gedanken die uns an unseren Zielen hindern

Früher, wenn ich mir Ziele setzte, war ich anfangs immer sehr motiviert und konnte sie auch gut verfolgen. Doch schon nach wenigen Tagen ließ ich sie seltsamerweise einfach liegen.

Eines meiner Ziele war es, täglich Liegestützen zu machen. Anfangs konnte ich gut 15 Liegestützen pro Tag schaffen. Doch schon nach ein paar Tagen spürte ich Emotionen wie Energielosigkeit und innere Widerstände, die mich stark daran hinderten, die Liegestützen auszuführen. Manchmal hörte ich während der Wiederholungen eine innere Stimme, die mir sagte: ‚Du bist erschöpft, lass dich fallen.‘ Bevor ich über diese Stimme nachdenken konnte, gab ich einfach auf. Das Komische daran war, dass ich nicht wirklich erschöpft war. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf die Liegestützen und genoss die Pause umso mehr.

Eigentlich kann ich mehr will aber nicht

Nach nur einer Woche war meine Motivation für die Liegestütze fast verschwunden und nach zwei Wochen machte ich überhaupt keine Liegestütze mehr. Obwohl ich wusste, dass Liegestütze wichtig sind, hatte ich damals keine Lust mehr darauf.

Solche Situationen hatte ich in meinem Leben immer wieder erlebt – ich fing gut an, ließ es aber nach kurzer Zeit wieder bleiben.

Man könnte es auf den inneren Schweinehund schieben und sich selbst quälen, bis man keine Lust mehr hat. Danach wäre man dann verärgert auf sich selbst, weil man nicht genug Disziplin hat.

Aber ist das wirklich so? Ist es wirklich der innere Schweinehund, der schuld daran ist, dass man nicht genug Disziplin hat? In diesem Artikel möchte ich dieses Problem genauer betrachten und Wege aufzeigen, wie man besser mit solchen Problemen umgehen kann.

Deine Erfahrungen und Erkenntnisse bilden deine innere Stimme

Schauen wir uns zunächst den inneren Schweinehund genauer an. Ich habe mal in Wikipedia nach „innerer Schweinehund“ gesucht und gelesen, dass dieser Begriff aus dem 19. Jahrhundert stammt. Damals gab es den Sauhund, der bei der Jagd von Wildschweinen eingesetzt wurde. Die Aufgabe des Sauhundes war es, die Wildschweine zu hetzen, bis sie ermüdeten und der Sauhund zubeißen konnte und so nicht mehr losließ. Als ich diese Zeilen gelesen hatte, entstand ein Bild in mir, wie ich Liegestützen mache, dann beißt der Schweinehund zu und packt mich am Hals.

Das führt dazu, dass ich mich fallen lasse und so liege ich nun mit meinem Schweinehund da. Der Biss hindert mich daran, weiterzumachen, weil ich nicht mehr die Energie habe, mich gegen das Hetzen zu wehren. Dabei flüstert der Schweinehund mir zu: „Bleib liegen“ und ich bleibe liegen und genieße den Moment. Nun könnte ich die Schuld auf die Attacken des inneren Schweinehundes oder auf meine schwache Disziplin schieben.

Aber damit komme ich nicht vorwärts. Ich würde nur mit dem Schweinehund da liegen, der mir am Hals oder am Nacken festzupacken scheint. Jeder Versuch, mich dagegen zu wehren, kostet mich nur noch mehr Energie und führt zu einem endlosen Kampf gegen mich selbst. Interessant ist, dass man den Begriff „innerer Schweinehund“ nicht direkt in eine andere Sprache übersetzen kann, da dieser Begriff in den meisten Sprachen nicht existiert. Wenn man ihn ins Englische übersetzt, dann heißt es nicht „inner pig dog“, sondern „inner weaker self“. Wenn man das wieder ins Deutsche übersetzt, bekommt man etwas, was viel verständlicher ist: „inneres schwaches Selbst“

Das Bild, das ich nun habe, ist ein anderes. Wenn ich jetzt Liegestützen mache, breche ich irgendwann zusammen, weil mein inneres Selbst schwach ist. Ich könnte mein schwaches Selbst anschreien und versuchen, mich zu motivieren, weiterzumachen. Das habe ich lange so gemacht, weil ich vom Film Rocky geprägt wurde. Seltsamerweise klappt es bei mir aber nicht so gut wie bei Rocky. Ständiges Selbst-Motivieren löst einen inneren Kampf aus, der sehr ermüdend sein kann. Bei mir war das lange so. Ich habe mich wie Rocky dazu gezwungen, Liegestützen zu machen. Dadurch entstand ein innerer Widerstand, und der Kampf gegen diesen Widerstand hat mich leider zu viel Energie gekostet.

Weil das Kämpfen gegen mich selbst nicht so gut wie bei Rocky funktionierte, stellte ich mir irgendwann die Frage, warum ich so ein schwaches Selbst habe. Dieses schwache Selbst hat mich viel Energie gekostet, wodurch viele meiner Ziele einfach liegengeblieben sind. Also habe ich mich damit beschäftigt, warum ich ein schwaches Selbst habe.

Dazu passt das folgende Zitat: „Herausforderungen meistert man nicht, indem man sie kleiner macht, sondern indem man sich selbst größer macht.“ – John C. Maxwell Genau das war mein Problem. Ich habe mich nur auf die Probleme konzentriert, indem ich versucht habe, sie so einfach wie möglich zu machen, aber ich habe mich nicht als groß wahrgenommen.

Wie hätte ich auch? Im Leben hatte ich nicht gelernt, dass man sich auch groß sehen kann, dass man etwas Besonderes ist. Also habe ich jeden Tag zu mir selbst gesagt, dass ich etwas Besonderes bin, dass ich etwas Großes bin. Aber schon nach ein paar Tagen habe ich innerlich gespürt, dass das nicht zu mir passt, und ich hatte keine Lust mehr, mit diesen Affirmationen zu arbeiten. Ich sah bei mir keinen Erfolg. Dann dachte ich, dass ich nicht positiv genug sei, dass ich mehr positiv denken müsste.

Aber auch das konnte ich nicht lange durchhalten. Mein Inneres hatte nicht genug Energie, um konsequent an einer Sache zu arbeiten. Schließlich kam es so weit, dass ich diese Dinge liegenließ. Irgendwann akzeptierte ich, dass ich keine großen Dinge bewegen kann, dass in mir nichts Großes steckt. Wir hören immer wieder, dass wir groß und besonders sind. Aber leider hören wir nicht, wie wir diese Größe auch entdecken können. Deshalb sind wir zuerst von den positiven Sätzen motiviert, aber weil wir in kurzer Zeit nicht vorankommen, sind wir dann frustriert. Hinzu kommt, dass wir uns mit anderen Menschen vergleichen.

Es gibt Menschen, bei denen das positive Denken besser funktioniert. Dadurch sind wir noch frustrierter. Wir sehen aber nicht, wie lange diese Menschen schon an sich selbst gearbeitet haben. Nun gut, wie kann man das schwache Selbst stärken?

Die folgende Idee hat mir bei einem Experiment geholfen. Im Jahr 1979 führte der Psychologe Martin Seligman ein Experiment mit Hunden durch. Die Hunde wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe bekam im Käfig einen Elektroschock, konnte ihn jedoch durch einen Schalter beenden. Die zweite Gruppe bekam auch einen Schock, jedoch konnte sie den Schmerz nicht beenden, da der Schalter deaktiviert war. Die dritte Gruppe, die Kontrollgruppe, bekam keinen Elektroschock und saß nur im Käfig.

Anschließend wurden die Gruppen in eine neue Umgebung gebracht. Hier gab es einen Elektroschock, den die Hunde durch eine Tür entfliehen konnten. Die erste Gruppe fand schnell die Tür und konnte dem Schmerz entkommen. Die zweite Gruppe blieb jedoch liegen und nahm den Schmerz hin, da sie gelernt hatte, dass sie gegen den Schmerz nichts tun konnten. Sie hatten eine Hilflosigkeit erlernt. Die dritte Gruppe verhielt sich ähnlich wie die erste, brauchte jedoch etwas länger, um die Tür zu finden.

Obwohl dieses Experiment von Tierschützern stark kritisiert wurde, hat es mir persönlich geholfen, meine eigene Situation besser zu verstehen. Als ich die Diagnose bekam, dass ich irgendwann blind werden würde, hatte ich angenommen, dass ich meine Situation nicht mehr ändern konnte und fühlte mich hilflos. Dieser Gedanke hatte sich in mir verfestigt und mein Selbstbewusstsein geschwächt. Immer wenn ich in meinem Leben ein Ziel hatte und Rückschläge erlebte, fühlte ich mich hilflos und dachte, dass ich daran nichts ändern konnte. Ich zweifelte an mir selbst und hatte Angst, dass ich nicht stark genug war.

Durch dieses Experiment verstand ich mein Verhalten während der Liegestütze besser. Wenn ich früher merkte, dass ich nicht mehr weitermachen konnte, dachte ich, dass ich daran nichts ändern konnte und sah mich als schwach an. Ich fühlte mich hilflos gegenüber dieser Herausforderung und meine Versuche, meine Schwäche zu überwinden, waren erfolglos.

Sich von innen aus neu entwickeln

Wie habe ich mich aus diesem Käfig befreit und bin nicht mehr liegen geblieben? Ein wichtiger Schritt für mich war die Arbeit an mir selbst oder besser gesagt an meinem Selbstvertrauen. Dabei hat mir folgende Sichtweise geholfen: Auch wenn ich blind bin, bedeutet das nicht, dass ich die Welt nicht wahrnehmen kann. Ich habe die Chance, die Welt auf eine ganz andere Art und Weise zu erleben. Diese Wahrnehmung wirst du wahrscheinlich nicht erfahren. Das gibt mir das Gefühl, dass ich etwas ganz Besonderes bin.

Daher sollte man sich nicht einfach mit Affirmationen oder positivem Denken beschäftigen, sondern zuerst immer versuchen, die eigenen Umstände zu verstehen. Meistens kann man diese Umstände zum Positiven wenden. Ich konnte auch meine Blindheit zum Positiven wenden und dadurch mich im Leben sehr stark entwickeln. Dabei ist es jedoch sehr wichtig, dass man die Probleme nicht nach außen projiziert. Ich habe das lange Zeit getan. Ich dachte, dass ich blind bin und nichts daran ändern kann. Ich nahm Menschen wahr, die in ihrem Leben mehr unternehmen konnten und unabhängiger waren als ich. Dadurch habe ich eine starke Hilflosigkeit erlernt.

Fazit

Heute bin ich in der Lage, in einem Satz 50 bis 60 Liegestützen zu machen. Mache ich das jeden Tag? Nein, denn es kommt auch mal vor, dass der innere Schweinehund wieder zuschlägt und ich liegen bleibe. Doch ich gehe mit dieser Situation heute anders um. Ich weiß, dass ich sehr viel in meinem Leben erreichen kann. Das spüre ich auch, wenn ich gerade diesen Artikel schreibe. Es gibt viele solcher Momente, die mein Selbstvertrauen stärken und mir viel Energie geben. Diese Momente sind sehr besonders für mich.

Durch diese positiven Erfahrungen sind die negativen Stimmen in meinem Kopf schwächer geworden und ich lasse mich heute mehr von positiven Energien leiten. Meine Emotionen und Gedanken sind energiegeladener, motivierender, belebter und zielgerichteter.

Ich hoffe, ich konnte in dir einen Schalter umlegen und du erkennst, dass auch du im Leben mehr erreichen kannst. Wenn es bei einem Blinden funktioniert, warum sollte es nicht auch bei dir klappen? Wenn du dich im Leben hilflos gegenüber den Umständen fühlst, beschäftige dich mehr damit, um zu verstehen, warum diese Umstände in deinem Leben vorhanden sind und wie du sie zu deinem Vorteil nutzen kannst. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Energie dafür.

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